In unserem Freundeskreis wurde vor ein paar Wochen ein süßer kleiner Junge geboren. Wir freuen uns natürlich alle sehr für unsere Freunde und auch auf das neue Mitglied unserer Mittwochsrunde. Da ich ja momentan ziemlich „an der Nadel hänge“ (so sagt man in Kreisen verrückter Näher, die ständig an ihrer Nähmaschine sitzen! Keine Sorge!) dachte ich mir, dass ich zur Begrüßung des Babys eine Kleinigkeit nähe.
Da mir aber die Sache mit Bodys, T-Shirts und Hosen zu heikel ist (da die Kinder ja verdammt schnell rauswachsen) und ich ja möchte, dass die junge Familie länger etwas von dem Geschenk hat, habe ich mich für eine Baby-Patchworkdecke entschieden.
Ich muss zugeben, dass es die erste Decke dieser Art war, die ich gefertigt habe. Bisher habe ich lediglich einige Erfahrung im Nähen von Kleidungsstücken erworben. Das nähe ich auch hauptsächlich daheim (Wo mir gerade auffällt, dass ich euch da ruhig öfter mal was zeigen kann). Eine Patchworkdecke ist also etwas völlig Neues für mich.
Wenn man für ein Baby näht, muss man so einiges beachten: Bei der Auswahl der Stoffe und auch der Füllung muss man z.B. ganz genau darauf achten, dass man zu BIO-Qualität und GOTS greift. Dies garantiert, dass die Kleinen nicht mit Chemikalien belastet werden. Denn diese können für Babyhaut stark reizend sein und die sensible Haut schädigen. Damit das nicht passiert, achtet man also schon bei der Stoffauswahl auf bestmögliche Verträglichkeit.
Als nächstes muss man sich dann auch noch Gedanken machen in welcher Farbwelt man bleiben möchte. Ich habe mich hier für Türkis entschieden. Das ist fröhlich und passt super zu dem kleinen Mann.
Für das Top verwendet man klassicherweise Baumwollstoffe. Diese sollten möglichst dick sein (nicht durchscheinend) und reißfest. Lasst euch hier am besten bei eurem Fachhändler vor Ort beraten. Sie können euch auch gern mehrere verschiedene Stoffe raussuchen, die gut miteinander kombinierbar sind. Denn das gehört eigentlich zu dem schwierigsten am ganzen Projekt. In manchen Shops werden schon ganze Patchwork-Sets angeboten. Hier könnt ihr gerne zugreifen. Die Stoffe sind meist aus der gleichen Serie und Farbfamilie und sind somit perfekt miteinader kombinierbar.
In manchen Läden könnt ihr auch PreCuts (CharmPacks/FatQuarters/Honeycombs/JellyRolls) kaufen. Dies sind Stoffpakete aus einer Serie, die schon auf ein bestimmtes Maß zugeschnitten sind. Sie eignen sich meist besonders gut für eine Patchworkdecke.
Für die Unterseite eurer Patchworkdecke eignet sich entweder Fleece, ein weiterer Baumwollstoff oder ein Wachstuch. Das Wachstuch nimmt man meistens, wenn man die Patchworkdecke draußen im Garten verwenden möchte. So ist selbst ein leicht feuchter Rasen kein Problem für die Decke und sie saugt sich nicht mit Wasser voll. Auch bleibt sie länger sauber.
Fleece hat den Vorteil, dass die Decke nach unten eine isolierende Schicht bekommt. So kann man das Baby beruhigt auf dem Fußboden krabbeln lassen. Baumwolle ist hingegen am pflegeleichtesten.
Für welche Art ihr euch entscheidet ist ganz euch überlassen. Stimmt den Stoff einfach auf eure Bedürfnisse ab.
Die spätere Größe solltet ihr schon im Vorfeld festlegen. Auch die Größe der Quadrate solltet ihr euch vorher überlegen. Und auch die Anzahl an verschiedenen Stoffen spielt eine Rolle. Anhand dieser Größen errechnet sich der Stoffverbrauch, den ihr beim Einkauf beachten müsst.
Hier findet ihr einen tollen Rechner, der euch nicht nur die Anzahl der Quadrate und die Deckengröße berechnet, sondern auch die Stoffmengen und das Muster.
So, nun aber mal ran an den Speck… äh… die Patchworkdecke
Was braucht ihr alles?
- Nähmaschine (z.B. [amazon_textlink asin=’B015H7OOTI‘ text=’diese hier‘ template=’ProductLink‘ store=’limettengruen-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’1b06c069-930b-11e7-8467-1b6d9a26a559′])
- und / oder Overlockmaschine (z.B. [amazon_textlink asin=’B0191J6QEE‘ text=’diese hier‘ template=’ProductLink‘ store=’limettengruen-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’3580dbeb-930b-11e7-a8e8-cbd0d51cd318′])
- Baumwollstoffe anhand errechneter Stoffmenge
- Füllung / Volumenvlies / Vliesline
- 1 Stück Karton (für eure Schablone)
- 1 Rollschneider oder Schere (z.B. [amazon_textlink asin=’B0012FHV8G‘ text=’dieser hier‘ template=’ProductLink‘ store=’limettengruen-21′ marketplace=’DE‘ link_id=“])
- 1 Schneideunterlage (z.B. [amazon_textlink asin=’B01MSMAO37′ text=’diese hier‘ template=’ProductLink‘ store=’limettengruen-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’66c26a94-930b-11e7-981c-5bbbc7adeb49′] / Ich habe als Schneidunterlage eine Bürostuhl-Rollunterlage. Nicht so gut für den Rollschneider, aber ich kann sie auf dem Tisch liegen lassen 🙂 )
- 1 Quiltlineal oder ein sehr großes Lineal (z.B. [amazon_textlink asin=’B01535XB6G‘ text=’dieses hier‘ template=’ProductLink‘ store=’limettengruen-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’88f10756-930b-11e7-914e-1b603311433e‘])
- Stoff für eure Unterseite
- farblich passendes Nähgarn
- Bügelbrett/ Bügeleisen
- Stoffklammern oder Stecknadeln
Und wie wirds gemacht?
Patchworkdecken können entweder klassich aus Quadraten oder aus Streifen genäht werden (Jelly Rolls!). Ich habe mich für Quadrate entschieden.
- Berechnet zunächst, wie groß eure Decke werden soll. Ich habe mich für eine Decke von 150 x 100 cm entschieden. Da ich eine Quadratlänge von 15 cm haben möchte, ergibt sich daraus, dass ich 7 verschiedene Stoffe brauche, damit ich eine Breite von 7 Quadraten und eine Höhe von 10 Reihen bekomme. (Ich möchte pro Reihe jeden Stoff theoretisch einmal vertreten haben.)
- Das Volumenvlies und die Rückseite eurer Decke sollten jeweils ein paar Zentimeter größer sein als euer sogenanntes „Top“ (Als Top bezeichnet man die zusammengenähten Quadrate eurer Patchworkdecke)
- Keine Sorge… mit der Rechnerei hat es hier schon ein Ende. Wer das Patchwork-Tool (das ich euch weiter oben verlinkt habe) zu Rate zieht, muss sich nicht einmal hierüber Gedanken machen.
- Zeichnet nun auf eurem Stückchen Karton die Maße eures Quadrates ein (achtet auf eine zusätzliche Nahtzugabe von 0,5 cm pro Seite!) und schneidet diese dann aus. Es ist eure Schablone für den Zuschnitt eurer Quadrate.
- Legt nun eure Stoffe auf die Schneidematte und schneidet mit Hilfe des Lineals, der Schablone und des Rollschneiders eure Quadrate aus dem Stoff. Insgesamt musste ich bei meiner Decke 70 Quadrate ausschneiden. Das bedeutet, dass ich je 10 Quadrate pro Stoffbahn zugeschnitten habe.
- Macht euch nun Gedanken über die Anordnung eurer Quadrate auf dem Top der Decke. legt hierzu am besten die Quadrate in der von euch bevorzugten Anordnung auf dem Boden aus. Beachtet hierbei bitte die Anzahl der Quadrate in euren Reihen. Diese habt ihr ja zuvor schon bestimmt. Bei mir sind es 7 Quadrate in insgesamt 10 Reihen. Die Anordnung der Quadrate bleibt ganz euch überlassen. In diesem Schritt entscheidet ihr über das Design eurer Decke. Schiebt also ruhig die Quadrate hin und her, experimentiert verschiedene Muster oder probiert neue aus. Ob ihr einem bestimmten Muster folgen wollt oder die Quadrate einfach querbeet legt. Ganz wie es euch gefällt…
- Wenn euch das Muster gefällt, müsst ihr eure Quadrate pro Reihe aufeinanderstapeln. Dazu fangt ihr am besten von unten an und stapelt die quadrate von rechts nach links aufeinander. Jede Reihe ergibt einen Stoß von 10 Quadraten. Legt diese nun so aufeinander, dass ihr die Stoffpäckchen der Reihe nach greifen könnt.
- Nun nehmt ihr euch das erste Stoffpäckchen und hiervon die ersten beiden Quadrate. Legt diese rechts auf rechts (schöne Seiten zueinander) aufeinander und vernäht sie an einer Kante. Nun nehmt ihr das nächste Quadrat in der Reihe und legt dieses auf das zweite Quadrat (wieder rechts auf rechts) und vernäht auch diese. Macht dies nun mit allen Quadraten dieser Reihe. Immer das aktuelle Quadrat auf das vorherige rechts auf rechts auflegen und dann zusammennähen. Hierfür könnt ihr entweder mit der Nähmaschine (eine Verriegelung der Nähte ist übrigens unnötig) oder der Overlock arbeiten. Ich habe diesen Schritt mit meiner Overlock gemacht.
- Nun habt ihr die erste Reihe zusammengenäht. Verfahrt nun genauso mit euren anderen Reihen. Legt die Reihen am besten so aufeinander, dass ihr mit eurem Muster nicht durcheinander kommt. (Ähnlich euren Stoffpäckchenstapeln von vorhin. Evtl könnt ihr die verschiedenen Reihen auch mit Kreide auf der Stoffrückseite nummerieren…)
- Gut gebügelt ist halb genäht! Diese alte Nähweisheit gilt auch hier. Wer unschöne Beulen an den Nähten vermeiden will sollte sich diesen Schritt zu Herzen nehmen. Schmeißt also das Bügeleisen an und bügelt eure Nähte alle glatt in eine Richtung. Das Muster hierfür sieht folgendermaßen aus: Reihe 1 Nähte nach rechts bügeln, Reihe 2 Nähte nach links bügeln, Reihe 3 Nähte nach rechts bügeln,… und so weiter. Die Nähte sollten in aufeinanderfolgenden Reihen entgegengesetzt gebügelt werden. Beim Zusammennähen der einzelnen Reihen legen sich die Nahtzugaben dann flach und sehen auf der Vorderseite schön aus.
- Nun werden eure einzelnen Reihen aneinandergenäht. Verfahrt hier ähnlich wie bei den Stoffquadraten. Reihe 1 wird rechts auf rechts auf Reihe 2 gelegt und mit Stecknadeln oder Stoffklammern gesichert. Nun zusammennähen. An Reihe 2 kommt Reihe 3. An diese dann Reihe 4 und so weiter und so fort… Die Nähte der einzelnen Quadrate sollten hier genau übereinanderliegen. Wenn das nicht der Fall ist, könnt ihr durch leichtes Ziehen des Stoffes die Nähte übereinanderbringen. Allerdings macht nicht jeder Stoff das mit. Und ein paar kleine Ungenauigkeiten sind übrigens auch nicht schlimm. Die Decke ist schließlich selbstgemacht und einzigartig. Und psst, bei meiner Decke liegen auch nicht alle Nähte 100 % aufeinander. Das sieht man später sogar kaum noch.
- Im nächsten Schritt geht es auch schon an das Zusammennähen eurer Patchworkdecke. Hier gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Ich habe mich für die für mich einfachste entschieden. Ich nähe die Decke mit Wendenaht. Viele andere Quilter/Patchworker halten nichts von dieser Variante. Sie nähen erst Top, Vlies und Unterseite mit den typischen Quiltnähten zusammen um dann das ganze mit Schrägband einzufassen. Da ich aber nicht viel von Schrägband halte, nehme ich diese, für mich leichtere, Variante. Das Quilten erledige ich dann im letzten Arbeitsschritt. Übrigens halte ich mich auch an diesen Aufbau, da ich ein sehr volumiges Vlies in der Mitte einnähen möchte. Würde ich diese erst quilten, kann es mir passieren, dass zu viel Spannung auf das Vlies kommt und es plattgedrückt wird, oder sogar reißt…
- Um die Patchworkdecke mit Wendenaht zusammenzunähen, legt ihr als unterste Schicht euer Volumenvlies auf den Boden. Darauf kommt dann euer Top mit der schönen Seite nach oben und eure Rückseite mit der schönen Seite rechts auf rechts auf das Top. Steckt nun alles mit Stoffklammern oder Stecknadeln fest. Achtet hierbei darauf, dass ihr an einer Seite eine Wendeöffnung übrig lasst. Diese sollte je nach Decke 20-50 cm betragen. Ihr müsst die gesamte Decke später durch diese Wendeöffnung quetschen und so wenden.
- Nun legt ihr eure Decke mit allen drei Schichten unter eure Nähmaschine. Ich habe bei meiner Decke ca. Füßchenbreit abgesteppt. Näht nun mit einem Geradstich an der Außenkante eurer Decke bis zur Wendeöffnung herum. Ich habe meine Wendeöffnung übrigens mittig auf der unteren kurzen Seite liegen. Somit habe ich links von der Öffnung angefangen und bin rechts der Öffnung wieder angekommen.
- Nun wendet ihr die Patchworkdecke durch eure Wendeöffnung. Greift hierzu zwischen Top und Unterseite in die Decke hinein und zieht die gegenüber liegenden Ecken durch die Öffnung. Am Schluss solltet ihr nochmal von innen in die Decke greifen und die Ecken schön ausformen, damit sie auch wirklich spitz sind und nicht zu halbrunden Probfen verkommen.
- Nun könnt ihr die Wendeöffnung eurer Patchworkdecke schließen. Dies geschieht entweder auch durch einen knappkantigen Geradstich mit der Nähmaschine oder durch einen Überwendlingstich per Hand.
- Ihr dürft euch nun entscheiden. Theoretisch ist eure Decke fertig und kann auch eingesetzt werden. Wer allerdings befürchtet, das Vlies im Inneren könnte rutschen oder wer einfach „richtig quilten“ möchte, der muss nun noch mit einigen Nähten die Füllung zwischen Top und Unterseite fixieren. Dies geschieht am einfachsten indem ihr genau auf den Nähten, die ja schon auf eurem Top vorhanden sind, die zwei anderen Schichten an eurem Top fixiert. Näht hierzu genau auf den schon vorhanden Nähten entlang. Wer möchte, kann auch nur die horizontalen Nähte nachnähen oder auch nur an den „Nahtkreuzen“ mit einigen Punktstichen fixieren. Hierdurch bleiben alle 3 Schichten auch im täglichen Gebrauch immer übereinander. Eine solche miteinander verbunde Decke nennt man übrigens nicht mehr nur Patchworkdecke, sondern Quilt!
Und nun seid ihr auch schon fertig!
Ging doch einfach und hat auch nur halb so lange gedauert, wie befürchtet, oder? Mit der Patchworktechnik kann man übrigens auch hervorragend andere Projekte, wie Kissen, Taschen etc nähen. Vorallem Topflappen sind ein typisches Patchwork-Stück und eignen sich hervorragend als Geschenk!
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