Endlose Weiten, tief verschneite Wälder, am Wegesrand stehende Rentiere und Eiseskälte, das es einem die Nase abfriert. Und doch zugleich einzigartig, wild und sehenswert. Schwedisch Lappland ist immer einen Besuch wert. Wer hier allerdings Strand und Sonne sucht, wird bitter enttäuscht werden. Für Abenteurer ist dieser Landstrich jedoch ein Paradies. Denn hier kann man mehr erleben als nur einen Schneemann zu bauen.
Und wo Autobauer ihre neuen Erlkönige auf Herz und Nieren testen und bei extremsten Wetterverhältnissen die Autos über Rennstrecken jagen, da wird auch einem PS-Freak warm ums Herz…
So auch mir! Denn ich durfte Anfang 2013 zusammen mit einigen Arbeitskollegen nach Schwedisch Lappland fliegen und die raue Wildheit dieses Landstriches mit eigenen Augen sehen und natürlich auch erleben.
Lang, lang ist es her. Und warum ich jetzt erst damit um die Ecke komme? Schuld daran ist Åke…
Wie? Wer ist eigentlich Åke?
Der gute Herr ist der einzige Einwohner eines nicht ganz unwichtigen Ortes in Schwedisch Lappland – denn in Naimakka steht eine Wetterstation, die eigentlich bekannt ist für extreme Temperaturen von teilweise bis zu -50 Grad Aussentemperatur.
Früher hatte Naimakka oft Besucher von ausserhalb. Gerade wegen dieser Wetterstation. Aber auch so ist Naimakka ein nettes Fleckchen Erde…
Wäre es nur nicht so abgeschieden. Denn nach Naimakka kommt man im Winter nur über einen zugefrorenen Fluss. Denn auf schwedischer Seite ist es von Bergen abgeschirmt und auf finnischer Seite – denn es liegt genau an der Grenze und somit im tiefsten Lappland – braucht man schon ein paar Minuten mit dem Auto um zu dem Ort zu gelangen. Genauer gesagt braucht man minimum eine Stunde. Denn soweit liegt die nächste Stadt entfernt. Und selbst der nächste Einsiedlerhof ist mit dem Snowmobil zu weit entfernt um sich mal eben auf einen Kaffee einzuladen. Deshalb wurde der Besuch in Naimakka irgendwann immer weniger. Und das trotz schnellen Highspeed-Internets und der Aussicht auf den wirklich „coolsten“ Campingurlaub. Denn zelten darf man laut dem „Jedermannsrecht“ überall in Naimakka.
Irgendwann war Åke – der einzige Einwohner Naimakkas und somit auch der Hüter der Wetterstation – ziemlich traurig darüber, dass er keinen Besuch mehr bekam. Denn Åke ist an sich ein sehr geselliger Mensch. Und mit über 80 Jahren ist Åke immernoch fit wie ein Turnschuh und geht in seiner Freizeit jagen. Und Freizeit hat er hier oben genügend. Allerdings würde er diese gerne gegen Besuch eintauschen. Denn was hilft das schönste Jagdglück, wenn man niemanden zum Essen einladen kann?
Deshalb hat Åke einen Plan geschmiedet, der mir so sympathisch ist, dass ich euch einfach davon erzählen muss! Åkes Welt hat sich nämlich durch seinen Geniestreich (mit ein wenig Hilfe von Vaillant) so sehr geändert, dass er nun nicht nur ein paar Besucher mehr hat, sondern gleich eine ganze Menge mehr Besucher 😉 Da möchte man fast sagen: „Alter Schwede!“
Denn der schlaue Åke hat sich dank seines Highspeed Internetzugangs ein paar Dinge bestellt, die den kältesten Ort Schwedens zum gemütlichsten gemacht haben. Und somit in Åkes Welt gleichermaßen verwirrten, wie faszinierten, Besuch lockt. Da lohnt es sich endlich mal auf die Jagd zu gehen, Alter Schwede!
[su_youtube url=“https://youtu.be/xxHUyOOyX5Y“]Åkes Welt[/su_youtube]
Da hat die Heiztherme von Vaillant es tatsächlich geschafft aus minus 40 Grad und unwirtlichen Bedingungen eine wunderbare Wohlfühl-Atmosphäre mit über 20 Grad Plus zu schaffen. Und Åkes Welt freut sich über Besuch 😉
Ich kann den Wunsch des Alten Schweden ja wirklich nachvollziehen. Denn Schwedisch Lappland ist ein raues Land. Und Schweden sind an sich extrem gesellig! Durfte ich ja auch schon live erleben.
Ich war damals in Arvidsjaur – rund 500 km südlich von Naimakka und somit Åkes Welt, entfernt. Selbst dort wird es schon eisig kalt. Auch bei uns herrschten schon -35 Grad. Aber die Herzlichkeit der Schweden hat diese Eiseskälte vertrieben.
Ihr müsst es euch so vorstellen: In Arvidsjaur gibt es genau ein einziges Hotel und noch ein paar private Zimmer zum mieten. Die meisten Besucher dieser Stadt kommen aus der Automobil-Industrie und sind eigentlich nur dort oben um die neuesten Erlkönige über Rennstrecken zu jagen. Denn wenn bei den Autos bei dieser Kälte alles funktioniert, dann wird es auch im „richtigen Leben“ funktionieren.
Natürlich durfte ich das auch selbst testen. Denn wir waren ja nicht umsonst mit den Kollegen in Åkes Welt gefahren. Wir wollten ja auch was erleben. Und davon gab es wirklich eine Menge!
Angefangen von Eis-Driften mit Audi TT´s auf einem zugefrorenen See, einem Besuch des Iglootels (ein Iglu-Hotel, in dem man auch übernachten kann), Jagen von Polarlichtern, einer wundervollen Hundeschlitten-Tour und natürlich auch einige Ausflüge mit dem Snowmobil. Abenteurer haben es hier oben am Polarkreis leicht sich wohl zu fühlen.
Allein schon der Hinflug war ein Abenteuer, denn wir mussten erstmal komplett entei
st werden. Die Maschine selbst war gar nicht so voll. Denn wer will schon an den Polarkreis, wenn es in Deutschland auch nicht gerade muckelig warm ist? Aber das Programm vor Ort war für uns Grund genug dort hinzureisen.
Gleich am ersten Tag durften wir mit wunderbaren kleinen Audis über einen zugefrorenen See jagen. Und zwar im Drift um die Kurven. Immer als Zweierteams pro Auto. Ich war mit meinem Vater in einem Auto gesessen und zunächst war es an ihm durch die Gegend zu driften. Als ich dann endlich an der Reihe war, hab ich meine Sache wohl so ambitioniert gemacht, dass mein Vater am Sammelplatz aussteigen wollte und ich demnach allein über den See gerutscht bin. Als meine Zeit dann vorbei war und ich wieder zum Sammelplatz kam, lud mich der Instruktor ein zusammen mit ihm in seinem Drift-Auto zu fahren. War wirklich lustig. Denn der Profi hat nicht nur sein Können gezeigt, sondern auch im Eifer des Gefechtes eine der Begrenzungspfosten mitgenommen. Aber pssst… das ist unser kleines Geheimnis. 😉
Aber nicht nur das Driften mit den Autos war ein Erlebnis. Ich durfte auch zusammen mit einem tollen Hundegespann eine einzigartige Tour durch die verschneite Wildnis machen. Da ich bei dieser Tour die einzige war, habe ich ein wirklich fabelhaftes Gespann bekommen. Mein Führungshund wusste genau wann und wie er das Tempo nehmen musste. Am Anfang wurde ich direkt darauf hingewiesen, dass ich doch bitte an Bergen von meinem Schlitten abzusteigen habe und den Hunden durch schieben dabei helfe den Berg zu erklimmen. Wenn ich dies nicht machen würde, würde sich mein Führungshund schon melden. Und so war es tatsächlich. Bei einer ganz leichten Steigung, die ich nicht mal als solche direkt wahrgenommen habe, habe ich es versäumt abzusteigen und zu schieben. Mein Führungshund ist daraufhin sofort stehen geblieben und hat mich angeschaut, als wäre ich geistig umnachtet. Und Freunde, wenn der Führungshund stehen bleibt, dann bleibt der Rest auch stehen. Also blieb mir gar nichts anderes übrig als vom Schlitten zu steigen und zu schieben. Erst als der Herr Hund gesehen hat, dass ich mich seinem Befehl gebeugt habe, ging es weiter im Takt 😉 Habe ich mir ja ehrlich auch nie träumen lassen, dass mir ein Hund Befehle erteilt. Und das auch noch non-verbal 😀
Am Abend diesen Tages ging es dann auch direkt in das berühmte Iglootel. Auf der Fahrt dorthin durften wir auch gleich einige Polarlichter bewundern. Wobei mir diese ja nicht neu waren. In Island durfte ich diese schon einmal beobachten…
Das Iglootel hatte uns zum Käse-Fondue-Abend eingeplant. Übernachtet haben wir leider nicht vor Ort. Wobei es wirklich sehr gemütlich war. Aber auch so war es absolut sehenswert. Es gab alles, was das Herz begehrt. Sogar einen Whirlpool unter freiem Himmel. Eine Bar mit klasse Musik und eben Zimmer, die alle unterschiedlich eingerichtet waren.
Ihr seht, dass sich der Besuch in Åkes Welt direkt gelohnt hat, oder? Aber Achtung! Es kommt noch vieeeeeel cooler! Denn ich habe einen Yeti geehen. Also behaupte ich zumindest. Vielleicht war es auch nur ein Bär…
Am letzten Abend durften wir noch einmal mit Snowmobilen losdüsen und so richtig Spaß haben. Vom Hotel wurden wir direkt mit dicken „Überlebensanzügen“ ausgestattet. Und ja, die waren auch bitter nötig. Denn es war nicht nur kalt, sondern Arsch-kalt! meine Wimpern waren gefroren! Ich hatte da kleine Eiszapfen dran! Vielleicht erklärt auch das meine Yeti-Sichtung? Aber lasst mich euch erzählen, wie es dazu gekommen ist.
Wie gesagt durften wir mit Snowmobilen eine wunderbare Tour machen. Ich habe mich direkt hinter dem Tour-Guide eingeordnet, weil ich ehrlich gesagt Angst hatte verloren zu gehen. Snowmobil fahren macht unglaublich Spaß und ich behaupte mal mich nicht allzu schlecht anzustellen, aber wenn dir so ein Ding kippt und du bist der letzte in der Reihe, dann hast du Pech gehabt. Weil allein bekommst du es nicht mehr aufgestellt. Zumindest ich zierliches Wesen nicht…
Einigen in unserer Gruppe ist das nämlich mit ihren Snowmobilen schon passiert. Sie sind stecken geblieben, waren schräg gestanden und kamen nicht mehr auf festen Boden und eine Dame hat ihr Snowmobil einfach mal auf dem Seitenspiegel geparkt. Also bin ich sicher gegangen und direkt hinter dem Guide geblieben.
Wir hatten wirklich eine tolle angenehme Tour und sind querfeldein durch die Berge gezogen. So richtig ursprünglich das ganze 😉 Irgendwann ist mir aufgefallen, dass hinter mir keine Lichter mehr kamen und ich hab durch hupen und Lichthupe meinem Tour-Guide Bescheid gegeben, dass wir nur noch zu zweit waren. Auf der Bergkuppe konnten wir dann anhalten und ich wurde gebeten hier oben zu warten, bis der Guide mit den anderen im Schlepptau wieder zurückkam.
Ja, kein Problem. Stehen und warten sollte noch im Bereich des Möglichen liegen, witzelte ich. Also zog mein Guide los und lies mich allein auf dieser Bergkuppe zurück. Oh weia… ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass es so dunkel sein würde. Also schnell wieder das Snowmobil gestartet und das Licht angemacht. Schon besser… Ich stand auf einer sehr großen Lichtung auf einer Bergkuppel. Über mir schwirrten einige Polarlichter über den Horizont und um mich herum knackte es unheimlich im Wald. Ich war wirklich nervös und hatte auch schon Fluchtgedanken. Aber würde ich kopflos davonstürmen, wären knackende Äste mein kleinstes Problem. Ich machte mich also groß auf meinem Snowmobil und beobachtete aufmerksam meine Umgebung. Es knackte dreimal sehr laut am Ende der Lichtung und knapp außerhalb meines Lichtkegels schob sich eine riesige Silhouette durch das Unterholz. Auf zwei Beinen laufend und riesig! Ich wurde in dem Moment tatsächlich panisch und habe angefangen mit den Armen zu winken und zu rufen. Zumindest h
atte ich mal gehört, dass man so wilde Tiere verschrecken kann. Natürlich hätte ich auch mit dem laufenden Snowmobil abhauen können. Aber ich fand die Variante mit dem groß und gefährlich wirken irgendwie sinnvoller in diesem Moment. Die riesige Silhouette blieb stehen, drehte sich dann um und verschwand wieder mit lautem Knacken im Unterholz. Ihr glaubt gar nicht, wie mir das Herz geschlagen hat. Für mich gab es nur drei mögliche Erklärungen, was diese Silhouette gewesen ist. Entweder ein Elch (aber die laufen seltener auf 2 Beinen?), ein Bär (davon gibt es ja genug in schwedisch Lappland – aber normalerweise trauen sich die nicht in die Nähe eines Snowmobils) oder eben ein Yeti.
Ihr glaubt gar nicht, wie froh ich war, als endlich der Guide und die anderen Fahrer auf der Bergkuppel eingetrudelt sind. Die Weiterfahrt war übrigens ruhig und auch Yeti-frei 😛
Am letzten Tag besuchten wir noch eine Rentierfarm und konnten noch ein wenig Trockenfleisch einkaufen… Und dann ging es leider auch schon wieder zurück in den Flieger.
Alles in allem ein Wunderbares verlängertes Wochenende. Aber ich kann Åke verstehen, wenn er sich dort oben mehr Besuch wünscht. Das nächste mal fahr ich direkt zu ihm nach Naimakka und wir können dort gemeinsam auf Yeti-Jagd gehen. Mit Åke habe ich ja den perfekten Begleiter dafür…
Würdet ihr auch gerne mal Åkes Welt besuchen? Oder wart ihr schon einmal in schwedisch Lappland? Oder gar am Polarkreis? Was habt ihr dort erlebt? Und warum würdet ihr wiederkommen wollen?
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