Fast genau 5 Jahre ist es her, seit meinem dramatischen Erlebnis. Heute will ich euch erzählen, was mir damals zugestoßen ist und euch zeigen, was man vorbeugend tun kann. Denn ich möchte euch ersparen, was ich „durchleben“ musste.
Damals hatte ich ein Meerwasser-Aquarium. Ich war ein begeisterter Aquarianer und habe mein Becken geliebt. Ich hatte ein ganz typisches „Nemo-Becken“ – mit einem Paletten-Doktorfisch (Sowas wie Dori ist), einem Hawaii-Doktor (den gelben mit der spitzen Nase), verschiedenen Garnelen, einem Flammenzwergkaiser und natürlich einem Pärchen Clownfische, inklusive passender Anemone. Natürlich werkelte ich auch als Aquarianer gerne in meinem Becken herum. Ob Wasserwechsel, das Säubern der Technik, Füttern der Fische oder die Umgestaltung des Beckens – meine Hand fand öfter mal ihren Weg in das Aquarium. Leider wurde genau das irgendwann mein Verhängnis …
Hätte ich mich mal vorher auf verschiedenen Infoseiten, wie zum Beispiel auf der Facebookseite schwere-allergie.de informiert …
Aber fangen wir von vorne an. Wie gesagt liebte ich mein Becken und speziell mein Clownfischpärchen inklusive der Anemone wirklich sehr. Ich fand dieses Gespann schon immer höchst faszinierend.
Allerdings war mir auch bewusst, dass die Anemone für mich recht unangenehme Nebenwirkungen haben kann: Ich bin leider höchst allergisch auf sie! Denn Anemonen haben eine ähnliche Giftzusammensetzung wie Bienen oder Wespen. Die Struktur und Wirkungsweise der Gifte ist sich sehr ähnlich und leider reagiere ich auch wirklich heftig darauf. Also nicht nur auf das Gift von Anemonen, sondern auch auf Wespen, Bienen und sogar auf manche Mücken. Eigentlich bin ich gegen alles allergisch, was fliegt und sticht oder eben unter Wasser sitzt und mit Tentakeln nesselt.
Nennt es Mut, nennt es Dummheit, nennt es Unbekümmertheit – jedenfalls wusste ich ja, dass die Anemone mir gefährlich werden konnte, habe aber trotzdem ständig meine Finger in das Becken gesteckt und ohne Handschuhe oder ähnlichem in dem Becken rumgewerkelt. Genau das hätte mich unter Umständen das Leben kosten können!
Jedenfalls passierte genau das, was unter keinen Umständen hätte passieren dürfen. Ich erlitt eine schwere allergische Reaktion und hatte eine Anaphylaxie.
Wie es dazu kam?
Es war ein regnerischer Nachmittag. Nachdem ich nichts Besseres zu tun hatte, beschloss ich mich meinen Aquarien zu widmen und die Scheiben etwas zu säubern. Also rein mit dem Arm und an der Scheibe mit dem Schwämmchen entlangrubbeln, bis sich die dünne Algenschicht gelöst hatte.
Die Katastrophe kam langsam aber beständig. Der erste wichtige Faktor war, dass ich mir den Finger am Knöchel aufritzte. Ich blieb mit der Rückseite der Hand an einem Stein hängen, der recht weit in Richtung Scheibe ragte. Ich nahm die Hand heraus und schaute mir den kleinen Riss an.
Nachdem ich den Riss als nicht weiter schlimm befunden hatte, habe ich mich weiter an die Umgestaltung des Beckens gemacht. Die Putzarbeiten waren gut abgeschlossen und ich holte das mittlerweile fertig präparierte Futter und meine Fütterungspipette. Die Fütterung unter Wasser lief normalerweise so ab, dass ich den Fischen einzeln ihre Portionen mit Hilfe der Pipette vor die Schnauze gespritzt habe. Während der Fütterung schoss auf einmal einer meiner Fische an mir vorbei. Ich erschrak mich und zuckte mit der Hand zurück.
Leider genau in meine Anemone hinein. Als ich merkte, dass ich an einer Stelle im Becken war, in der ich nicht unbedingt sein wollte, riss ich die Hand zurück und riss damit meiner Anemone einen Tentakel ab, der sich leider genau auf der frischen Wunde am Fingerknöchel festgeklebt hatte. Typisches Anemonen-Verhalten übrigens. Die Tentakel der Anemonen haben klebende Eigenschaften. So kann das Gift besser in die Haut ihrer Opfer eindringen.
Genau das hat es bei mir dann leider auch getan. Der Tentakel lag genau auf der frischen Wunde und entfaltete seine volle Wirkung. Ich reagierte Gott sei Dank recht schnell und entfernte den Tentakel mit einer Pinzette und drückte ein Icepack auf die Stelle in der Hoffnung, dass durch die Kälte die Ausbreitung des Giftes verlangsamt oder gestoppt werden würde.
Ich war zu diesem Zeitpunkt übrigens allein daheim und mein Handy lag ein Stockwerk weiter oben.
Mir wurde etwas schummrig und ich setzte mich auf meine Couch. Die Hand pochte zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich und ich hatte das Gefühl als würde sich heißer Schleim über meine Hand, meinen Arm und bis zu meiner Schulter ziehen. Da das Schwindelgefühl immer stärker wurde, legte ich mich schließlich auf meine Couch. Es ging rasend schnell! Innerhalb von nur 2 Minuten (zwischen Berührung des Tentakels und den ersten Anzeichen der Anaphylaxie) lag ich nun also auf meiner Couch.
Die Hand pochte und wurde heiß. Langsam gesellte sich auch ein schlimmes Jucken hinzu, das begleitet wurde von einer starken Rötung und vielen kleinen Quaddeln, die sich von meiner Hand in Richtung Schulter hochzogen. Im Gegensatz dazu wurde die Körperhälfte auf dieser Seite taub und ich konnte schon bald den Arm nicht mehr anheben, den Kopf richtig drehen oder mich anderweitig wirklich bewegen.
Als wären eine halbseitige Lähmung und ein schmerzender Arm mit Quaddeln und allem Drum und Dran nicht schon schlimm genug gewesen, kamen nun Atembeschwerden hinzu. Erst wurde meine Atmung pfeifender und schließlich fiel es mir immer schwerer, richtig Luft zu holen. Seit dem Eindringen des Giftes waren zu diesem Zeitpunkt übrigens keine 5 Minuten vergangen!
Ich lag für lange Zeit auf meiner Couch und rang um Atem und versuchte den Schmerz in meinem Arm zu ignorieren. Reden oder bewegen war ja nicht möglich und somit wären auch Versuche, um Hilfe zu rufen sinnlos gewesen. Ich war ja sowieso allein zu Hause. Einen Notruf absetzen konnte ich in meinem Zustand aber auch nicht. Also versuchte ich, Ruhe zu bewahren.
Meinen Zustand hätte ein Arzt wahrscheinlich als lebensbedrohlich beschrieben. Selber nahm ich das in diesem Moment gar nicht so sehr wahr. Ich habe nur mit geschlossenen Augen darauf gewartet, dass es besser wurde und ich endlich wieder normal atmen konnte. Als die ersten Anzeichen von Besserung auftraten, wurde es draußen schon dunkel. Als ich endlich wieder normal atmen konnte und ich auch wieder Gefühl in Armen und Beinen hatte, war es draußen stockduster.
Im Nachhinein wurde mir da erst bewusst, was alles hätte passieren können. Ich hatte Glück gehabt. Und ich weiß nicht, was mich davor bewahrt hat auf meiner Couch an Atemnot zu sterben…
Dabei hätte ich den anaphylaktischen Schock so leicht verhindern können! Wie, möchte ich euch zeigen. Damit ihr gewappnet seid…
Du bist allergisch? Nicht jede Allergie muss gleich eine schwere Allergie sein!
Nicht jede Allergie muss gleich so schwere Reaktionen wie meine hervorrufen. Viele haben zum Beispiel Lebensmittelallergien, manche sind wie ich gegen Insektengifte allergisch.
Wichtig ist, dass man bei ersten schweren allergischen Reaktionen sich mit seinem Arzt bespricht und einen Allergietest machen lässt. Der Arzt kann durch verschiedene Tests herausfinden, auf was ihr allergisch reagiert. Die meisten allergischen Reaktionen sind harmlos und nicht lebensgefährlich.
Eine Allergie wird meist durch ein überambitioniertes Immunsystem hervorgerufen. Euer Immunsystem reagiert in Berührung mit dem Allergen einfach etwas über und versucht, einen an sich harmlosen Stoff mit einer übertriebenen Reaktion zu bekämpfen. Bei Nicht-Allergikern tut ein Wespenstich z.B. meist nur weh, hat jedoch ansonsten keine größeren Auswirkungen. Ein Allergiker hingegen, hat durch die übertriebene Reaktion des Immunsystems jedoch heftigere Abwehrerscheinungen gegenüber dem Stoff, als es nötig wäre.
Hier ein gutes Video darüber, was bei einer Anaphylaxie, eine besonders ausgeprägte Form einer schweren Allergie, passiert:
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Wie ihr darin seht, kann man mit einem Notfallset selbst schon sehr viel gegen eine Anaphylaxie tun. Natürlich sollte neben der eigenen Behandlung über den Adrenalin-Autoinjektor immer direkt der Notarzt gerufen werden. Dieser kann dann die weiterführende Behandlung übernehmen.
Einen Adrenalin-Autoinjektor kann dir der Arzt verschreiben. Dieser macht zuerst einen Allergietest mit euch und stellt euch dann Rezepte für die Medikamente in einem Notfallset aus.
Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt kein solches Notfallset mit einem Adrenalin-Autoinjektor. Bis dahin war mir sogar ehrlich gesagt nicht einmal klar, dass ich so etwas jemals brauchen würde. Mittlerweile denke ich anders hierüber. Ich habe mit meinem Arzt schon gesprochen und in den nächsten Wochen einen Termin, um mir eine Verordnung für ein Notfallset ausstellen zu lassen. Dann könnte so etwas, wie mir mit der Anemone geschehen ist, nicht mehr passieren.
Seit dieser lebensbedrohlichen Situation gehe ich übrigens auch anders mit meinen Allergien um. Ich versuche, mögliche Allergene zu meiden und zu verhindern in Situationen zu kommen, die eine schwere Allergie hervorrufen können.
Anemonen versuche ich auch zu meiden. Mein Aquarium habe ich abgegeben.
Ich kann nur jedem raten, eine Allergie weder auf die leichte Schulter zu nehmen, noch über zu reagieren. Geht zu eurem Arzt. Redet mit ihm und versucht, mit ihm gemeinsam eine Lösung für eure Allergie zu finden. Es gibt die Möglichkeit für den Notfall vorzusorgen. Bei schweren allergischen Reaktionen kann euch ein Notfallset mit einem Adrenalin-Autoinjektor das Leben retten!
Wer mehr über Allergien, Diagnose und Therapie wissen möchte, dem lege ich sehr die Facebookseite schwere-allergie.de ans Herz!
Habt ihr selbst schon einmal mit schweren allergischen Reaktionen zu tun gehabt? Hattet ihr vielleicht auch schon eine Anaphylaxie? Oder besitzt ihr sogar ein Notfall-Set mit einem Adrenalin-Autoinjektor?
Ich würde gerne eure Erfahrungen zu diesem Thema lesen. Für mich war dies ein einschneidendes Erlebnis. Wie sieht es bei euch aus?
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